„Mein Lieblingsgericht“ 

Die Verbindung von Kunst und Kochen in diesem Projekt führte insgesamt zu einem Ergebnis, mit dem alle Beteiligten – sowohl die Schülerinnen und Schüler, die begleitende Lehrkraft, die Schulleitung und auch ich selber als durchführende Künstlerin in dieser Form nicht gerechnet hatten.

Im Laufe des Schuljahres war deutlich zu beobachten, wie schnell das Ritual einer gemeinsamen kleinen „Mahlzeit“ zu Beginn einer jeden Projektstunde, zu der sich alle Beteiligten um den großen Gruppentisch versammelten, zum unverzichtbaren Bestandteil dieses Projektes wurde. Es wurde zu dem Fixpunkt dieses Projektes und bot den Kindern immer wieder aufs Neue Zeit und Raum zum An- und „Runterkommen“ und sich Sammeln. 

Die „Mahlzeit“ an einem besonders gedeckten Tisch zu Beginn einer jeden Projekt-Stunde bestand aus selbst gebackenen oder gekochten Kleinigkeiten, die abwechselnd von der begleitenden Lehrkraft und mir hierfür mitgebracht wurden.

So erfuhren die Kinder – spielerisch und ganz nebenbei – vieles über Gastfreundschaft und auch, wie es sich anfühlt, sich regelmäßig um einen großen Tisch zu versammeln, gemeinsam zu essen und sich in dieser Gemeinschaft zu begegnen und zu kommunizieren, den und die anderen wahrzunehmen. Hierbei lernten sie auch, dass Gastfreundschaft und Gemeinschaft nicht nur „Nehmen“ bedeutet, sondern immer auch ein Wechselspiel ist von Nehmen und Geben und eine gemeinsame Mahlzeit im Grunde eine ganz einfache, leider immer mehr in Vergessenheit geratene Form der gegenseitigen Zuwendung und Wertschätzung ist.

So fand von Woche zu Woche ein fortwährendes Pendeln statt (ähnlich wie bei einem Dualen Studium der beständige Wechsel zwischen Praxis und Theorie) zwischen sinnlicher Wahrnehmung unterschiedlicher Lebensmittel (überwiegend heimisches frisches Obst und Gemüse je nach Jahreszeit) – nur durch Sehen, Riechen, Schmecken, Fühlen und Hören und der sich anschließenden künstlerischen Umsetzung der zuvor mit allen Sinnen wahrgenommen „Stoffen“.

Auf einem kleinen Stück Schulgarten durften die Kinder im Rahmen dieses Projektes bewirtschaften und zum ersten Mal in ihrem Leben eigenhändig Radieschen ernten. 

Im Herbst z.B. das Thema „Äpfel“: welche und wie viele Sorten gibt es überhaupt, der Vergleich (sehen, schmecken, riechen) zwischen frisch gepflückten Äpfeln von einer heimischen Streuobstwiese und den stets makellosen Äpfeln aus dem Supermarkt. Oder im Frühjahr das Thema „Spargel“: ihn selber zu schälen, auch roh zu probieren und seine Frische sogar zu hören.

Hierdurch konnte natürlich auch immer wieder die Neugierde der Kinder auf Inhalt und Ablauf einzelner Stunden geweckt werden, besonders auch darauf, welche Rolle sie selber dabei spielen würden.

Eine weitere große Überraschung für uns war der enorme Zuspruch der Kinder auf das Angebot, einige ihrer Lieblingsgerichte vor Ort selber kochen zu dürfen. Hierbei war das absolute Highlight, den Teig für die von allen Kindern heißgeliebten Nudeln selber herzustellen, mit Hilfe zweier Nudelmaschinen in die gewünschte Form zu bringen und das beeindruckende Ergebnis – sowohl optisch als auch geschmacklich - direkt vor Ort zu trocknen und anschießend zu „verkosten“.

Beim Skizzieren, Zeichnen, Collagieren, Basteln und natürlich Malen entstanden sowohl tolle Einzelarbeiten als auch wunderbare Gemeinschaftswerke wie z.B. eine große Schale aus Pappmaché mit verschiedenem Obst und Gemüse, ebenfalls aus Papier gefertigt.

Eine Lehrkraft aus dem Bereich Technik und Holzbearbeitung fertigte extra für diese große Schale ein Holzpodest an, auf dem dieses Gemeinschaftskunstwerk im Foyer der Schule zum großen Stolz der teilnehmenden Kinder seinen Ehrenplatz fand.

Zur großen Freude ganz besonders der Kinder, aber auch aller anderen an diesem Projekt Beteiligten, kamen von fast jedem Kind zumindest ein Elternteil zu einer kleinen Abschlussfeier mit Kaffee und selbstgebackenem Kuchen, zu der alle Familien einzeln mit einer persönlichen Einladung angeschrieben worden waren.

Hierbei hatten die Kinder dann endlich auch die Gelegenheit, ihre wichtigsten Werke, die sie voller Stolz zusammengestellt hatten, in einer eindrucksvollen Ausstellung der „breiteren“ Öffentlichkeit zu präsentieren: ihren Mitschülerinnen und Mitschülern, ihren Eltern und Verwandten, dem Lehrerkollegium, dem Förderverein und natürlich der Schulleitung.

Kunst-Projekt im Rahmen von „Kultur und Schule“ in der Friedrich-Ebert-Schule in Lünen im Schuljahr 2014/2015